Der Hund als großer Bruder

Gastbeitrag von Silvia Böhme, www.mamabc.de

Nachdem wir alles befolgt hatten was in sämtlichen Büchern stand – Babywindel mit nach Hause nehmen, Body zum schnüffeln – verließ ich mit gemischten Gefühlen am 3. Tag nach der Geburt das Krankenhaus mit meiner Tochter.

Unser Mischlingsrüde, sehr groß und vom Verhalten her nicht gerade seinem Alter entsprechend, sondern oft noch ein Jungspund, wartete schon sehnsüchtig auf mich. Seine Begrüßung war stürmisch. Schnuppernd und wild hin- und herlaufend verbrachten wir den gesamten ersten Tag und als selbst am Abend keine Ruhe in Sicht war, er immer wieder an die Wiege stieß, habe ich mich ausquartiert ins Wohnzimmer damit unsere Tochter wenigstens etwas Schlaf bekommt.


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Nicht zuletzt seine Größe und Grobheit veranlassten mich dazu sie immer wieder von ihm fernzuhalten, ihn ungerechterweise in die Schranken zu weisen. Mein Vertrauen ihm gegenüber schwand mit jedem Tag etwas, wurde zerdrückt von der Sorge um meine Tochter und die wenige Zeit die ich noch mit ihm verbrachte. Dies ging sogar soweit, dass wir annonciert hatten. Ja, wir wollten unseren Hund weggeben, aus Sorge dass all das was in den Zeitungen immer steht uns auch passieren kann. Doch als ein Interessent gefunden war, und gleich vorbei kommen wollte um den Hund sofort abzuholen, war ich einfach nur verzweifelt, denn ich liebe diesen Hund. Er ist ein Freund, ein Familienmitglied und irgendwo mein Schützling. Wie könnte ich es übers Herz bringen? Ich entschloss dass er eine Chance verdient hat mit dem Bewusstsein dass es für mich eine Menge Arbeit bedeuten wird!

Zu allererst haben wir uns Hilfe geholt von einer Hundepsychologin.

Mit ihr habe ich schon vorher gearbeitet damit ich unserem Hund ein klarer Rudelführer sein kann, was auch eine wichtige Voraussetzung für Gehorsam ist. Die wichtigste Regel von Anfang an sollte sein: der Hund ist NIEMALS allein mit dem Kind! Hunde sind Tiere und handeln als solche. Das war mir ja immer klar, darauf habe ich auch penibel geachtet. Die Psychologin sagte uns noch etwas sehr wichtiges: der Hund darf bei allem dabei sein, schließlich ist er ja Bestandteil des Rudels und wieso sollte er nicht mehr dabei sein dürfen wegen dem Kind – diese Trennung könnte sehr ernste Folgen haben.

Wir haben also unseren Hund herangeführt an das kleine Lebewesen in unserem Haushalt. Es hat mich viel Nerv gekostet – viele Ängste musste ich überwinden. Aber ich habe auch zurückgedacht an das Training mit ihm und wusste dass wir das schaffen werden.

Das Kinderzimmer war für ihn von Anfang an Tabu, genauso das Spielzeug des Kindes. Er hat sein Spielzeug und sie ihres, das müssen sie beide akzeptieren lernen. Ich versuchte zuerst ihn draußen wieder mit einzubeziehen, Spiele zu machen. Später dann auch zuhause während ich das Kind auf dem Arm hielt, sodass er mit ihr Gemeinsamkeit erfuhr und merkte dass er auch „seine Zeiten“ hat. Regelmäßige Streicheleinheiten dürfen auch nicht zu kurz kommen, also habe ich mir dafür eine Zeit „ausgemacht“. Wen ich nachts gestillt habe, durfte er mitkommen, schon nach den ersten paar Tagen kam er dann gar nicht mehr mit weil er wusste es passiert nichts aufregendes und es ihm dann auch nicht mehr befremdlich vorkam. Und genau das ist ja das Ziel: das es Normalität wird, dass auch der Hund die Normalität mit dem Kind lernt.

Geschrei versetzte ihn immer in Alarmbereitschaft. Anfangs habe ich das als sehr negativ empfunden, hatte Angst dass er sich aus lauter Unsicherheit auf das Kind stürzt. Doch er ging immer mehr dazu über, dann aufgeregt zu mir zu laufen – mir „bescheid“ zu sagen. An einem gewissen Punkt fing er dann an sie mit „erziehen“ zu wollen. Was ein normales Verhalten ist, so erklärte mir die Hundepsychologin. Wenn das Leittier nicht da ist, übernehmen die Jüngeren die Erziehung. Allerdings muss man seinem Hund beibringen in welchem Maße, denn nicht jeder ist dabei zaghaft. Und im Normalfall sollte man ja IMMER dabei sein und eingreifen. Ich gewöhnte mir an, meine Tochter nicht schreien zu lassen oder stehen zu lassen, sondern immer auf sie einzugehen, wenn auch manchmal ohne Worte, aber ein Handeln muss zu erkennen sein, damit mein Hund nicht in Versuchung kommt einzugreifen. Selbst wenn er das mal versuchte dann immer mit dem Blick zu mir ob ich damit einverstanden bin, wies ich ihn zurecht, hat er das sofort akzeptiert.

Je älter auch meine Tochter wird, desto mehr nimmt auch sie Kontakt zu unserem Hund auf und nun heißt es auch da: schlichten. Denn das ist es was auch unser Hund von MIR erwartet. Er sucht meinen Beistand, wenn er sich unwohl fühlt, wenn auch nur mit Blicken, aber da ist genau der Punkt wo man selbst beobachten muss. Fühlt er sich unwohl dann unterbinde ich sofort den Kontakt, denn wenn ich es nicht mache dann würde er sich wehren, wenn es ihm zu bunt wird – was man ihm auch nicht verübeln kann. Für mich war auch von Anfang an klar, dass unsere Tochter ihn nicht am Schwanz ziehen wird oder an den Ohren, selbst wenn er das mit sich „machen lassen“ würde. Wer will schon an den Ohren gezogen werden? Also bringe ich unserer Tochter bei dass sie ihn ordentlich behandelt, es darf gestreichelt werden aber nichts anderes!

Letzten Endes habe ich jetzt einen Rüden, der mir beisteht, unsere Tochter akzeptiert. Aber es bleibt dabei dass ich jeden Tag aufmerksam sein muss, Schlichten und Erziehen und das bei beiden: beim Hund und beim Kind!

Mein Fazit:

  1. Holt euch Hilfe! Zieht einen Hundepsychologen zu Rate oder geht in einen Hundesportverein. Der Hund hat diese Chance verdient! Versetzt euch in die Lage von eurem Hund, er wird einer völlig neuen Situation gegenüber gestellt und verdient die Zeit die er braucht um damit zurecht zu kommen.
  2. Der Hund ist NIEMALS allein mit dem Kind! Auch nicht ein Pudel, oder ein Zwergpinscher!
  3. Lernt euren Hund kennen, beobachtet ihn immer genau um zu merken, wenn es auch ihm genug ist!
  4. Bindet den Hund mit ein, entweder mit Spielen nebenher oder er darf die Windel zum Windeleimer tragen etc.
  5. Auch das Kind soll den Umgang mit dem Hund von Anfang an richtig lernen, sollte auch lernen ihn zu beobachten und seine Grenzen zu akzeptieren!

Mehr Artikel, Infos und Tipps von Silvia findet ihr auf www.mamabc.de – von Müttern für Mütter.

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