Die Urlaubszeit steht vor der Tür und somit auch für viele Eltern die Frage, was man mit (kleinen) Kindern während langer Autofahrten anstellt.
Meine Nachbarin kauft ihrem 2jährigen Sohn jedes Mal ein neues, tolles Spielzeug um ihn abzulenken. Ein Freund hat seinen 2 und 3 Jahre alten Kindern ein DVD-Autosystem gekauft um sie ruhigzustellen. Unser Sohn ist auch 2, aber ich finde beide Möglichkeiten nicht so wirklich toll. Zumal sich unser Sohn auch nicht 5 Stunden mit nur einem Spielzeug beschäftigen würde.
Bei Suchen nach Alternativen bin ich über den Reisetisch für Kinder gestolpert. Es gibt sie in allen größeren Versandhäusern zu kaufen und sie kosten zwischen 15 und 20 Euro. Das System ist immer gleich: Eine „Tischplatte“, die an 3 Seiten erhöht ist, damit nichts runterfallen kann. Außerdem hängen an beiden Seiten Taschen, die ganz viel Spielzeug, Bücher und alles andere aufnehmen können. Man kann auf dem Tisch Essen, Trinken, Malen, Spielen – kurzum: Man kann sein Kind bzw. das Kind sich selbst beschäftigen. Meine Wahl fiel auf Weltbild und den Reisetisch „Snack & Play“ für 14,99 Euro:
Aufbau und Material
Der Auto-Reisetisch besteht aus dem „Tisch“ an sich und einem langen Gurt, der auf beiden Seiten mit Schnallen befestigt wird.
Ich habe den Gurt im Auto durch den Autositz gezogen, da zwischen Kindersitz und Autositz-Lehne kein Platz mehr war. Der Gurt kann auf beiden Seiten enger gestellt und damit optimal für jedes Kind angepasst werden. Möchte man den Tisch nicht mehr nutzen, löst man einfach beide Schnallen und nimmt den Tisch ab. Den Gurt kann man im bzw. hinter dem Sitz belassen und klickt beim nächsten Mal nur den Tisch wieder ein.
Die Tischfläche selbst hat eine Breite von 43cm und in der schmalsten Stelle eine Tiefe von 28cm, am Rand ist sie 35cm tief. Die Tischplatte besteht aus einem dicken, weichen Material (Schaumstoff?), auf dem oben eine Pappe aufliegt. Alles zusammen ist ca. 2cm dick und vom Polyester überzogen.
Ehrlich gesagt hatte ich mir unter dem Wort „Tisch“ etwas sehr viel festeres vorgestellt. Die Tischplatte ist sehr weich und beweglich – fast labberig. Die Pappe ist auch nicht fester als von einem normalen Schreibblock, noch dazu ist sie bei mir nicht mittig eingearbeitet. So besteht die linke Seite über 3cm nur aus Schaumstoff, die rechte Seite dagegen zu mehr als 6cm. Ich habe probeweise eine der Ecken geknickt. Die Pappe ließ sich relativ leicht umbiegen und knicken. Der Knick lässt sich zwar wieder richten, aber es bleibt an der Stelle instabil. Ich bezweifle, dass die Tischplatte größeren Wutausbrüchen oder mit dem Stift darauf „einhacken“ wirklich standhalten kann.
An 3 Seiten befinden sich 6cm hohe weich gepolsterte Ränder. Auf dem Shop-Bild stehen sie zwar schön nach oben, in Wirklichkeit fallen sie allerdings immer wieder leicht in Richtung Tischplatte. Richtig steif stehenbleiben können sie gar nicht, da die Ränder bzw. Verbindungsecken auch nur aus Polyester bestehen. Das hat allerdings auch den Vorteil, dass sich kein Kind daran verletzen kann.
Auf beiden Seiten befinden sich jeweils 2 Außentaschen, die über die komplette Breite des Tisches gehen und aus einem Netzgewebe bestehen. Die eine Tasche ist 23cm, die andere 11cm breit, beide sind 13cm hoch. Sehr praktisch finde ich, dass das Gewebe in Falten eingenäht ist, denn so bekommt man wirklich viel unter. Negativ allerdings die Naht zwischen beiden Taschen: Wir hatten 6 Pixie-Bücher in der großen, 5 Stifte in der kleinen Tasche und die Verbindungsnaht ist schon zum großen Teil herausgerissen. Und das, obwohl unser Sohn da nicht einmal reingefasst hat. Den Rest der Naht werde ich jetzt ordentlich heraustrennen und dann haben wir auf der Seite eine große Tasche.
Praxistest
Aber nun zum wichtigsten: dem Praxistest – wenn bis jetzt auch nur für 5 Minuten zur Probe:
Den Gurt hatte ich schon vor unserem Sohn ins Auto eingebaut und grob von der Länge angepasst. Das Anschnallen war sehr einfach, genauso das direkte Anpassen, was auch durch die Ausbuchtung auf der offenen Seite sehr einfach ist.
Die erste Reaktion von Sohnemann war Abwehr. Etwas vor sich zu haben, fand er total doof. Erst als ich ihm ein Buch hinlegte, war er zufrieden und fand den Tisch anscheinend doch sehr gut. Auch das Malen klappte in der Probe sehr gut. Ich war tatsächlich ein bisschen erstaunt, wie stabil die Tischplatte beim Malen war. Die Beine darunter machen sehr viel aus und unterstützen das ganze. Richtig viel Druck kann die Platte allerdings nicht ab – vor allem nicht punktuell.
(Fotos: Sandra K.)
Zum Spielen ist der Tisch auf jeden Fall geeignet, zum Malen auch. Das Essen funktioniert super, vor allem fallen durch die körpernahe Anbringung alle (Brötchen)Krümel auf den Tisch und nicht mehr in den Kindersitz. Schon deshalb ist es eine lohnenswerte Anschaffung 😉 Für den Fall der Fälle ist der Tisch aber von allen Seiten komplett abwischbar. Trotzdem sollte man jedoch immer bedenken, dass alles mit den Beinbewegungen des Kindes steht und (um)fällt.
Preis
Den Preis von 15 Euro finde ich einerseits zwar angemessen, aber sehr viel mehr würde ich dafür (auch der Qualität wegen) nicht ausgeben wollen. Bei 20 Euro hätte ich mich wohl im Nachhinein schon fast ein bisschen geärgert.
Fazit
Eine sehr schöne und vor allem praktische Idee. Ich hatte eine sehr viel festere Tischplatte erwartet, nicht nur Pappe und Schaumstoff. Trotzdem sollte es reichen, um sein Kind über längere Autofahrten hin mit dem richtigen Spielzeug bei Laune zu halten. Der Reisetisch kann einem das Leben zwar ein bisschen erleichtern – gerade beim Essen und den ganzen Krümeln – aber bespaßen muss man sein Kind trotzdem noch selbst 😉
Link: Reisetisch für’s Auto „Snack and Play“ bei Weltbild
Super, dieses Bericht kommt wie gerufen! Wir haben in einem Monat eine längere Autofahrt vor uns. 🙂
Ich weiß nicht, ob das der Grund für die labberige Tischplatte eures Tische ist, aber ich habe mal gehört/gelesen (leider weiß ich nicht mehr wo), dass solche Tische, die zB am Vordersitz angebracht sind (wie im Flugzeug so Klapptische), sehr gefährlich sein sollen. Beim Crash kann sowas das Kind in der Mitte zerteilen. Da doch lieber die labberige Variante 😉
Stimmt, wenn man es von der Seite betrachtet, macht die labberige Platte auch wieder Sinn. Wenn man das Teil vor sich hat, wirkt es allerdings etwas komisch und „minderwertig“ 😉
Ja, deswegen schreib ich das; ich habe die Vermutung, dass es Absicht ist und somit der Sitz sogar als eher „hochwertig“ einzuschätzen ist 🙂
Daran dachte ich auch. Lieber Pappe die im Unfallsfall kaputt geht und nach gibt als etwas festes was einschneidet.
also was das labberige angeht, ist mir das unfallteschnisch definitiv auch lieber – aber wenn das alles so PVC- mäßig ist – wie ist es denn dann mit schadstoffen, weichmachern, etc.? Das würde mich zusätzlich abschrecken!
Leider spart jeder Anbieter mit Infos über den Reisetisch. Wirkliche Infos gibt es nicht, bei dem Tisch liegt auch keine Beschreibung oder ein sonstiger Zettel dabei.
Er roch nach dem Auspacken schon ein bisschen, war aber auch dicht in einer Plastikfolie verpackt. Nach einem halben Tag auslüften roch er wieder normal.
Der Tisch kam gestern an – VERSCHIMMELT!!!! Weltbild ist auch so geschickt, daß KEIN Rücksendeaufkleber bei war und auf dem Lieferscheint steht auch, daß man den extra anfordern muß – natürlich muß man dazu einen teuren Hotline anrufen… Grrr…
Das ist ja sehr ärgerlich, auch dass Weltbild keine kostenlose Hotline hat. Der Kundendienst ist auch per E-Mail unter info@weltbild.de erreichbar, aber telefonisch erreicht man meist mehr.
Alternativ gibt es noch dieses Beintablett
(Mal- und Schreibunterlage für überall)
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