Es ist jetzt schon einige Jahre her, seit Stiftung Warentest Buggys auf Schadstoffe und Bedienbarkeit testete. Keine Frage, seitdem hat sich viel getan auf dem Markt. Einige Hersteller, die 2006 von Stiftung Warentest schlecht getestet wurden, haben daraufhin Verbesserungen vorgenommen. Wir zeigen euch, was von Stiftung Warentest damals bemängelt wurde und geben euch eine Übersicht über aktuelle Buggy-Lieblinge. Welche Modelle kommen bei Eltern gut an und welche fallen durch?
Stiftung Warentest: Letzter Buggy-Test 2006
Es ist unumstritten: Buggys, die 2006 als mangelhaft aufgrund von Schadstoffen getestet wurden, können 2012 absolut schadstofffrei sein. Auch eine Verbesserung an Technik und Gewicht können inzwischen vorgenommen worden sein, sodass die Testberichte inzwischen hinfällig sind.
Viele Modelle von damals sind jedoch noch so, wie sie getestet wurden auf dem Markt. Vielleicht handelt es sich um Ladenhüter oder Klassiker, vielleicht wurde die Herstellung nach den Tests auch nicht optimiert. Außerdem kaufen viele Eltern gebrauchte Buggys. Es ist also gar nicht so unwahrscheinlich, dass man mal ein Modell von 2006 erwischt. Aber wie viele Schadstoffe sind in diesen gebrauchten Buggys dann noch drin?
Welche Buggys wurden getestet
Getestet wurden 15 Buggys, darunter zwei Stadtwagen mit Aufsatz aus dem oberen Preissegment. Das Ergebnis war jedoch nicht, wie man es sich für ein Transportmittel für Babys und Kleinkinder wünscht. 10 von 15 Wagen fielen durch, weil die Messgeräte Schadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Flammschutzmittel, Phtalate (Weichmacher), Phenole (Lösungsmittel) oder Organozinnverbindungen fanden. Die Schadstoffe wurden in Teilen gefunden, welche Eltern zwingend berühren, also z.B. den Schieber, Schutzbügel und Textilbezüge.
Das ist zwar auf den ersten Blick nicht schädlich für Mutter und Kind, aber ob und welche langfristigen Folgen es nach sich ziehen kann, ist noch nicht bekannt. Deshalb und weil es auch ohne Schadstoffe wie Weichmacher und Lösungsmittel gehen kann, wertete Stiftung Warentest diese Kinderwagen ab. Bei der Bewertung zählte die Schadstoffbelastung mit 10% jedoch nur gering. Dass die Buggys für Baby und Kind komfortabel und für Eltern leicht zu bedienen sind, war Stiftung Warentest wichtiger. Getestet wurde mit einer Puppe, die das Gewicht und die Größe eines durchschnittlichen Dreijährigen hat.
Bedienbarkeit und Komfort der getesteten Buggys (Stand 2006)
Peg Peregon Pliko Lite
Etwas umständlich für die Eltern. Sitz ist für das Kind etwas schmal.
Esprit Alu King 129050
Etwas schwierig zu bedienen, schwer zu tragen, wird trotz Regenschutz feucht.
Herlag City Buggy Deluxe
Durchschnittlich im Fahrkomfort, wenig Schrittfreiheit.
Graco Citysport 6474
Sitz schmal, Kind kann sich kaum bewegen.
Chicco ct 0.1 60652
Schwerer Buggy mit verstellbaren Griffen, geringe Schrittfreiheit
Inglesina Zippy Rain
Teuer, komfortabel, leicht zusammenklappbar. Gurte sehr gut, aber zu kurz.
Tchibo TCM 223165
Unbequem für das Kind, wackelig. Lässt sich bequem tragen.
Mini Star by Hauck 131558 Pluto
Geringe Schrittfreiheit und schwergängige Bremse.
ABC Design Starline Profecto Plus
Wagen wird trotz Regenschutz nass. Unbequem für größere Kinder.
Bébé Confort Allegro Plus
Wenig Sitz- und Fahrkomfort. Kaum Platz für Gepäck.
MacLaren
Leicht, etwas wackelig, wenig Schrittfreiheit.
Hauck 202432 Jet 6 h-Sports Orange
Sitz schmal, Lehne ungenügend.
Knorr Buddy
Komfortabel für Kind und Eltern. Schieber nicht verstellbar, Fußstütze zu tief
Stokke Xplory complete
Innovativ aber teuer. Schwer zu tragen. Sitz etwas zu eng.
Bugaboo Cameleon
Teuer. Bequem zu schieben. Prellungen durch Bremshebel möglich
Empfehlung
Stiftung Warentest empfiehlt im Fazit den Peg Perego Pliko Lite. Er ist schadstofffrei und verfehlt die gute Bewertung mit einem Notendurchschnitt von 2,6 nur knapp. Wenn man jedoch Eltern fragt und sich in Foren umsieht, gehen die Meinungen für den Peg Perego Pliko Lite auseinander. Auf der einen Seite ist der Wagen ein praktischer Begleiter durch den Alltag in der Stadt. Andere Eltern beschreiben den Wagen jedoch als wartungsintensiv, da die Räder oft kaputt gehen. Auch der hohe Anteil an Plastik sorgt bei manchen Eltern für Unmut, da der Wagen eher instabil wirkt.
Alternativen
Bei Amazon wurde der Pliko Lite inzwischen vom Pliko P3 Compact Classico und Pliko Mini abgelöst. Beim Praxistest mit meiner Tochter konnte der Pliko Mini z.B. durch einfaches Zusammenfalten überzeugen. Der stolze Preis von knapp 150€ im Verhältnis zu der wackligen Leistung, war jedoch ein Grund ihn nicht zu kaufen. Der P3 Compact Classico lässt sich leicht zusammenlegen, ist jedoch mit knapp 200€ (je nach Modell) eher teurer. Hier erfahrt ihr alles Wissenswerte zum Peg Perego Pliko P3.
Testsieger beim TÜV Rheinland und der Bild am Sonntag ist der „City Buggy Deluxe“ von Herlag. Die Schiebegriffe sind höhenverstellbar und der Buggy hat einen Sicherheitsbügel. Außerdem kann man ihn in die Liegeposition stellen. Der Wagen ist im Handel nicht mehr erhältlich, gebraucht gibt es ihn z.B. noch bei ebay Kleinanzeigen.
Elternlieblinge
Immer wieder empfehlen Eltern in Foren uneingeschränkt den Quinny Zapp weiter. Der Quinny Zapp ist mit 6 Kg Gesamtgewicht und seinen beweglichen Rädern sehr leicht und wendig. Er lässt sich ganz klein zusammenpacken und passt auch im Auto hinter den Sitz. Das Sonnenverdeck lässt sich abnehmen. Der Wagen kostet um die 140€ und hat bei Amazon überwiegend gute bis sehr gute Bewertungen.
Ein Kritikpunkt ist, dass der Buggy wackelig ist. Eltern berichten davon, dass der Wagen auch mal umkippt, sobald sich der Schwerpunkt verlagert. Man kann den Buggy nicht in Liegeposition stellen, wenn das Kind eingeschlafen ist. Für ca. 50€ mehr bekommt man den Quinny Zapp Xtra. Dieser Buggy lässt sich in die Liegeposition stellen. Ein weiterer Pluspunkt: Die Fahrtrichtung kann geändert werden.
Bei Eltern ebenfalls beliebt und mit einem Preis unter 100€ einer der preiswerteren Varianten ist der Hauck Sport SP 12. Für alle, die den Wagen für kurze Ausflüge in die Stadt brauchen. Auch als Reisebuggy ist der Wagen ein Kompromiss.
Fazit
Nicht jeder kann auf den Schadstoffgehalt in einem Buggy achten und sich ein Modell für 200€ kaufen. Wenn man beim Kauf jedoch darauf schaut, dass die Bezüge abnehmbar sind, hat man schon viel getan, um Schadstoffen entgegen zu wirken. Denn: Nach dem ersten Waschen ist der Gehalt an Schadstoffen schon deutlich minimiert. Noch besser fährt man mit einem gebrauchten Modell, das schon ein paar Waschgänge hinter sich hat.
Falls einem die Entscheidung schwerfällt: es ist am Besten ins Geschäft zu gehen, den Buggy auszuprobieren und an den Bezügen zu riechen. Man sollte den Schadstoffgehalt in Buggys nicht kleinreden, jedoch bedenken, dass die getestete Menge an Schadstoffen nicht als gesundheitsgefährdend gilt, sondern bei Stiftung Warentest vorsorglich abgewertet wurde. Entscheidend sind am Ende neben dem Schadstoffgehalt in erster Linie der Geldbeutel der Eltern und die Praxistauglichkeit des Buggys.
Den Artikel zu Buggys im Test 2015 könnt ihr hier nachlesen.
Wer sich außerdem für Kinderwagen im Test interessiert, kann in unserem Artikel noch einmal die aktuellen Ergebnisse nachlesen.